Eine handliche, englischsprachige Definition von Nocebo habe ich hier gefunden |
Nocebo-Effekt ist das negative Gegenstück zum Placebo-Effekt. Letzterer ist die Bezeichnung für stattfindende Heilung oder Besserung von Symptomen, die durch positive Vorstellungen und Erwartungen gefördert und beeinflusst wird. Mit Nocebo wird demzufolge ein Geschehen bezeichnet, bei dem Symptome und Erkrankungen entstehen aufgrund von negativen Erwartungen und Vorstellungen über die eigene Gesundheit.
Und so denke ich
an zehn Jahre zurückliegenden Erfahrungen mit behandelnden Ärzten zurück. Interessanterweise
waren es alles Ärzte, die mit der zweiten Stufe der Behandlung befasst waren,
also mit dem, was nach dem akut notwendigen, chirurgischen Eingriff kam. Direkt
im Umfeld des Eingriffs und der Nachsorge (ich war in einer deutschen Klinik
und durfte damals noch so lange im Krankenhaus bleiben, bis die Wunde
geschlossen war, und wurde wirklich menschenfreundlich behandelt und gepflegt)
waren Ärzte und Schwestern sorgsam, mitfühlend und positiv-heilsam.
Aber dann.
Begannen die negativen Programmierungen.
Die wieder loszuwerden ich mich seit
dem bemühe.
Netzfund (Twitter) |
Mit weiterer Bitterkeit gedenke ich des ersten Arztes, der mir für die vierteljährlichen Kontrolluntersuchungen zugeteilt worden war. Auch er war perfekt im Ent-Mutigen, anstatt mir Mut zu machen und positive Perspektiven aufzuzeigen. Bei meinem ersten oder zweiten Besuch erklärte er mir allen Ernstes, dass ich jetzt den kurativen Teil der Behandlungen – also den auf Heilung gerichteten – hinter mir habe. Sollte sich eine gleichartige Erkrankung irgendwann erneut zeigen (er nannte dann auch gleich mal Beispiele von Organen, um das negative Bild perfekt abzurunden), käme lediglich noch palliative Behandlung in Frage. Also eine Behandlung, die nicht auf Heilung, sondern nur noch auf Linderung abzielt.
Na prima. So startete ich also in den nächsten Teil meines Genesungsprozesses.
An der Universität
Leiden ist aktuell eine Sozialwissenschaftlerin beschäftigt mit einer |
Es wurde alles getan, was sinnvoll war, um das Störende zu entfernen. Jetzt heilt der Körper. Sorge für optimale Bedingungen: sei vor allem zuversichtlich! Iss gesund. Sei optimistisch, glücklich, dankbar, gelassen, freue dich am Leben. Genieße, was es zu genießen gibt. Sei kreativ, geh in die Natur, tu Dinge, die dir Freude machen.
Der Gegensatz kurativ
– palliativ lag mir noch lange wie ein schweres Gewicht auf der Seele.
Ebenso
wie die angstmachenden Bilder der Radiologin.
Beide Ärzte
pflanzten, wahrscheinlich nicht einmal bewusst, Angst. Und taten damit das
Gegenteil von dem, was sie eigentlich hätten tun müssen: Mut und Zuversicht säen und pflegen.
Angst ist der größte
Stressor, den man sich vorstellen kann, Feind der Gesundheit und jeglicher
Heilung.
Übrigens schlugen auch viele weitere, gut gemeinte Äußerungen und Ratschläge in dieselbe Kerbe: "Du musst jetzt auf dich aufpassen", "Leute, die solche Behandlungen (ersatzweise: Krankheiten) hatten, sind besonders empfindlich", "Streng dich nicht zu sehr an", "Schone dich", usw. Letzten Endes alles Aussagen und Bemühungen, die lieb gedacht waren. Die aber auf Dauer nicht helfen, nach der Krise wieder in die eigene Kraft und Macht zu kommen.
Es ist kein Zufall, dass mir das alles gerade nun wieder durch den Kopf geht. Seit eineinhalb Jahren erleben wir alle, dass um uns her vor allem Angst gesät und geschürt wird. Was für eine gigantische Aufgabe, in einem solchen Klima positiv, lebensgerichtet zu bleiben!
Die oben
geschilderte Hypothek macht es nicht einfacher.
Und wie viele
Menschen tragen dieser Art Hypotheken mit sich herum!
Mich selbst hat
es angeregt, mich wieder einmal mehr mit der Auswirkung heilsamer und positiver
Bilder, Gedanken, Vorstellungen auf die Gesundheit zu befassen. Mit der
Auswirkung hoffnungsvoller Gedanken und angenehmer Gefühlen wie Freude und
Erleichterung auf das Wohlbefinden.
Placebo.
"Ich werde gefallen" – so die Übersetzung des
lateinischen Begriffs.
Wie viele von uns kann ich das gerade gut gebrauchen.
Den nebenstehenden Buchtip dazu habe ich heute in meiner Gruppe in Groningen erhalten.
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