Mein zweiter
Wocheneinkauf unter C-Virus-Maßnahmen, am 9. Tag meines Aufenthalts in der
Heimatstadt, lief routinierter ab als der erste.
Ich hatte
gelernt, zu überlegen, wann möglicherweise weniger Menschen gleichzeitig
einkaufen gingen. Meine Wahl fiel auf die Zeit zwischen 11 und 12 am Vormittag.
Ein Moment, an dem die 'frühen Vögel' schon wieder zuhause und die
Mittagspausler noch nicht da waren. Auch lag diesmal kein langes Wochenende mit
Brückentag vor meinem Einkaufsmontag. Es war eine gute Wahl. Weniger Menschen
im Laden, etwas weniger Egoismus und Hektik in der Atmosphäre. Ein gewisser
Anteil an ich-ich-ich-Gehabe blieb jedoch bei den meisten Mit-Kunden.
Trotz allem war
mein Mund-Nasenschutz-Tuch nach vollbrachter Tag wiederum klatschnass und ich
selbst vollkommen durchgeschwitzt. Angenehm einkaufen geht anders.
Nachdem ich die
Einkäufe mit einiger Mühe in meinen Rucksack und zwei Taschen verstaut hatte –
ich hatte mich deutlich verschätzt, was das Gewicht eines Wochenvorrates plus
Auffüllen von Reis und Nudeln betrifft – machte ich mich auf den Heimweg. Zu
Fuß mit dem schweren Gepäck ungefähr 20 Minuten.
Es fiel mir
wieder auf, was ich auch auf dem Hinweg bereits wahrgenommen hatte: unglaublich
viele Menschen waren unterwegs; offenbar zieht es jede und jeden nach draußen.
Kein Wunder, nach den drei Monaten, in denen allen eingebläut worden war,
"drinnen" zu bleiben.
Nicht nur
Einkaufende, auch Mütter und erstaunlich viele Väter mit Kleinkindern im
Kinderwagen, Buggy, Laufrad oder Rädchen.
Und fahrradfahrende Mensche ohne
Zahl, mehr als ich jemals in dieser Stadt auf solchen Wegen weit weg vom Zentrum erlebt habe. Viele sehr 'sportliche',
mountainbike-artige Räder mit irre dicken Reifen, und viele, viele E-Bikes. Besonders unangenehm: die Kombination aus beidem.
In Frankfurt wird
insgesamt sehr schnell und rasant Fahrrad gefahren, bis hin zum Aggressiven.
Die Situation auf
dem relativ breiten Fuß- und Radweg hatte gelegentlich unübersichtliche Züge,
und beim Ausweichen oder Überholtwerden war das Einhalten des Mindestabstands
nicht immer möglich. Sicher nicht, wenn vor mir eine Familie mit Kindern,
Rädchen und Buggy lief, jemand auf dem Rad entgegenkam und von hinten ein
Speed-Pedelec angerauscht kam und zum Überholen ansetzte.
Wie vielen Menschen
ich begegnete, kann ich kaum schätzen; mehr oder weniger rücksichtsvoll
überholt wurde ich sicher acht bis zehn Mal.
Je länger der Weg
dauerte, um so mehr hatte ich das Gefühl, mein Rucksack zöge nach hinten und
drücke immer stärker auf die Hüftknochen und die Lendengegend. Ich vermutete,
dass die Träger sich selbständig verlängerten, was aber nicht der Fall war.
Glücklicherweise ist
diese Route
zwischen Bio-Supermarkt und Wohnung über weite Strecken auch ein
Spazierweg, und in Abständen sind darum Ruhebänke aufgestellt. An einer solchen
machte ich Pause, stellte meine beiden Taschen darauf abund den Rucksack.
Und dann sah ich
die Bescherung! Die Schwerpunktverschiebung beim Tragen war dadurch entstanden,
dass sich Schritt für Schritt der Reißverschluss von selbst geöffnet hatte. Vorder-
und Rückseite des Rucksacks klafften weit auseinander, der Rucksack stand mehr
als halb offen. Es war wohl nichts herausgefallen (das hätte ich sicher auch
gehört, ich hatte auch Kefir- und Gurken im Glas gekauft). Mehr Glück als
sonstwas hatte ich da.!
Baff war ich,
dass von all den Radlern, die mich überholt hatten, immerhin hatte ich
inzwischen 2/5 der Strecke zurückgelegt, niemand es für nötig befunden hatte,
mich auf das Malheur hinzuweisen. Auch nicht – oder gerade nicht? – jener ungeduldige
sportiv-Radler, der sein schnelles Bike knapp hinter mir abbremste (es kamen
Menschen entgegen, jemand mit Rollator plus eine diesen überholende Fahrradfahrerin),
klingelte, beinahe im Stand kurz hinter mir verweilte, ehe er, als der Weg
wieder frei war, mit großem Krafteinsatz und Show durchstartete und mich rasant
überholte.
Es war ja
offensichtlich, dass ich nicht mitbekam, was da hinten auf meinem Rücken
passierte…
Jede und jeder
scheint noch stärker in seine eigene Welt eingesponnen, als das in der
Großstadt schon vor dem Corona-Wahnsinn der Fall war. Die oder den andere/n
mit-denken – Fehlanzeige!
Nun verstehe ich
auch, warum die Mutter mit zwei Kindern, die beim Überqueren einer ampelgesichterten
Kreuzung einen Ball aus ihrem Fahrradkorb verloren hatte, mir so enorm erstaunt
und hocherfreut dankte, nachdem ich sie darauf hingewiesen hatte.
Passantenhaven Zuidbroek |
Ach, das Leben
auf dem Lande hat auch seine guten Seiten.
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